Laut Bundesnetzagentur hat sich in Deutschland der Zubau der Solarleistung im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt, was vor allem auf die zunehmende Anzahl privater Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen ist. Es ist anzunehmen, dass dieser Trend auch weiterhin anhält. Doch viele Verbraucher fragen sich, ob sich eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) für sie lohnt. Lesen Sie hier, wie eine PV-Anlage überhaupt funktioniert, wann sie sich auszahlt, was sie kostet und ob es sinnvoll ist, jetzt eine Anlage zu kaufen.
So funktioniert eine PV-Anlage
Eine PV-Anlage macht sich den sogenannten photovoltaischen Effekt zunutze, bei dem aus der Energie des Sonnenlichts elektrische Energie gewonnen wird. Das Sonnenlicht trifft auf Solarmodule / Solarzellen, die aus Halbleitermaterialien (meist Silizium) bestehen. Diese Materialien absorbieren die Lichtphotonen und übertragen dabei Energie. Dadurch können sich die Elektronen frei bewegen und ein elektrisches Feld produzieren. Über äußere Leitungen an den Seiten der Solarzelle kann der elektrische Strom fließen. Hierbei handelt es sich zunächst um Gleichstrom, der durch den integrierten Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird, den Sie direkt in Ihrem Haushalt verbrauchen können.
Erzeugt die Anlage mehr Strom, als Sie zu diesem Zeitpunkt verbrauchen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie speichern den erzeugten Strom in einem Batteriespeicher und nutzen ihn später (zum Beispiel zum Laden Ihres Elektroautos) oder Sie speisen den überschüssigen Strom in das öffentliche Stromnetz ein und erhalten hierfür eine Einspeisevergütung.
Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage?
Grundsätzlich gilt: Eine PV-Anlage lohnt sich immer dann, wenn die Ersparnis / Einnahmen durch die Anlage größer sind als die Kosten. Zu diesen gehören nicht nur die laufenden Kosten, sondern vor allem die Anschaffungskosten. Der Zeitpunkt, an dem die durch die Anlage eingesparte Summe die Anschaffungskosten übersteigt, heißt Amortisation. Der Amortisationszeitpunkt kann nach 10, 20 oder 30 Jahren erreicht sein.
Ab wann genau sich eine PV-Anlage für Sie finanziell lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Wirtschaftlichkeit hängt davon ab, wie viel Sie für die PV-Anlage selbst bezahlt haben (Anschaffungskosten) und wie viel Sie für den Betrieb bezahlen (laufende Kosten), wie viel Sie mit dem selbst erzeugten Strom einsparen (Verbrauch) und wie viel Einnahmen Sie zusätzlich generieren (Einspeisevergütung), wenn Sie einen Teil Ihres Stroms in das öffentliche Stromnetz einspeisen.
Was kostet eine Photovoltaikanlage?
Zu den Kosten einer Photovoltaikanlage gehören zum einen die Anschaffungskosten, die je nach Hersteller und Modell variieren und durch die Inanspruchnahme von (staatlichen) Förderungen reduziert werden können. Zum anderen sind bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit auch die laufenden Betriebskosten zu berücksichtigen.
Anschaffungskosten
In den letzten Jahren sind die Kosten für die Anschaffung und Installation einer Photovoltaik-Anlage gesunken. Zur besseren Vergleichbarkeit der Preise werden die Kosten von PV-Anlagen pro kWp angegeben. Aktuell liegen die Preise bei etwa 1.200 bis 1.800 Euro pro kWp (inklusive Installation). Damit würde eine Anlage mit 10 kWp zwischen 12.000 und 18.000 Euro kosten. Kleinere Anlagen kosten pro kWp eher mehr.
Die Anschaffungskosten variieren jedoch je nach Hersteller und Modell, deshalb lohnt sich ein Vergleich verschiedener Varianten, um herauszufinden, welche PV-Anlage am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Als Faustregel gilt: Aus wirtschaftlicher Sicht lohnen sich Anlagen, die pro kWp weniger als 1.800 Euro kosten. Auch teurere Anlagen können sich unter Umständen noch finanziell auszahlen, hier muss im Einzelfall entschieden werden.
Tipp: Sie können die Investitionskosten senken, indem Sie die staatlichen Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen. Dazu gehören zinsgünstige Finanzierungsmöglichkeiten wie die Kredite 270 für PV-Anlagen der staatlichen KfW-Bank, steuerliche Vergünstigungen und spezifische Förderprogramme von Bundesländern und Kommunen. Informieren Sie sich frühzeitig über die an Ihrem Wohnort verfügbaren Fördermöglichkeiten – und zwar schon bevor Sie eine PV-Anlage kaufen. Denn bei vielen Förderprogrammen muss der Förderantrag vor der Installation gestellt werden.
Laufende Betriebskosten
Neben den einmaligen Anschaffungskosten verursacht eine Photovoltaik-Anlage auch laufende Kosten. Zu diesen Betriebskosten gehören unter anderem die Kosten für Stromzähler, Versicherungen, Wartungen und eventuelle Reparaturen bei Defekten. Wie hoch diese ausfallen, hängt von der Art und Qualität der Anlage ab. Als Faustregel gilt: Die jährlichen Betriebskosten liegen bei etwa 1-2 Prozent der Anschaffungskosten. Bei einer anfänglichen Investition von 12.000 Euro wären das 120-240 Euro im Jahr. Je geringer die laufenden Betriebskosten sind, desto wirtschaftlicher ist die PV-Anlage.
Eigenverbrauch vs. Volleinspeisung
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, den mit einer eigenen PV-Anlage erzeugten Solarstrom zu nutzen: Entweder Sie nutzen den Strom in erster Linie selbst (Eigenverbrauch) oder Sie speisen ihn komplett in das öffentliche Stromnetz ein (Volleinspeisung). Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die Entscheidung zwischen Eigenverbrauch und Volleinspeisung hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel Ihrem eigenen Stromverbrauchsmuster, den Speichermöglichkeiten, den aktuellen Vergütungssätzen für eingespeisten Strom und Ihren Zielen. Je nachdem, für welche Variante Sie sich entscheiden, ist der Amortisationszeitpunkt früher oder später erreicht.
Eigenverbrauch
Bei der Variante Eigenverbrauch nutzen Sie den mit Ihrer PV-Anlage erzeugten Strom überwiegend selbst. Jede Kilowattstunde Strom, die Sie nicht vom Stromversorger beziehen, sondern selbst erzeugen, sparen Sie bares Geld. Mit einer eigenen PV-Anlage sind Sie unabhängig von den Strompreisen der Anbieter und können Schwankungen am Strompreismarkt gelassen entgegensehen. Mehr noch: Steigende Strompreise machen die Investition in eine PV-Anlage noch attraktiver, da Sie durch die Nutzung des selbst erzeugten Stroms noch mehr sparen.
Sollten Sie mehr Strom erzeugen als verbrauchen, so können Sie diesen für die spätere Nutzung in einem Batteriespeicher “zwischenlagern”. Allerdings verursacht ein solcher Speicher weitere Kosten, die bei der Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Anlage berücksichtigt werden müssen. Auch hier sind die Anschaffungskosten in Bezug zur Speicherkapazität zu setzen, um die Preise zwischen einzelnen Modellen vergleichen zu können. Die meisten Batteriespeicher kosten zwischen 800 und 2.400 Euro pro kWh Speicherkapazität (Achtung: nicht zu verwechseln mit dem Preis pro gespeicherter kWh Strom!). Das ergibt einen Gesamtpreis von ungefähr 10.000 bis 20.000 Euro.
Alternativ können Sie den nicht-genutzten Strom in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Hierfür erhalten Sie eine Einspeisevergütung. Wie viel genau hängt von den energiepolitischen Rahmenbedingungen ab, wie sie beispielsweise im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt sind. Darin wurde unter anderem die EEG-Umlage eingeführt, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland finanzieren soll. Anlagenbetreiber, die mit Erneuerbaren Energien erzeugten Strom in das öffentliche Stromnetz einspeisen, erhalten hierfür eine finanzielle Unterstützung. Diese wurde zunächst auf den Strompreis aufgeschlagen und damit auf die Stromverbraucher umgelegt. Ab 2023 wird die EEG-Umlage allerdings komplett aus dem Bundeshaushalt finanziert, sodass Stromverbraucher die Umlage nicht mehr bezahlen müssen.
Volleinspeisung
Bei der Volleinspeisung wird der gesamte von Ihrer Anlage erzeugte Strom komplett in das öffentliche Stromnetz eingespeist und vergütet. Voraussetzung hierfür ist, dass die Anlage als solche dem zuständigen Netzbetreiber gemeldet wird, und zwar vor der Inbetriebnahme. Diese Meldung muss jährlich (vor dem 1. Dezember) erfolgen. Die Einspeisevergütung ist meist langfristig garantiert und sorgt so für Planungssicherheit bei den Einnahmen. Der Vergütungssatz ist in der Regel höher als die Einspeisevergütung für überschüssigen Strom aus dem Eigenverbrauchs-Modell. Die höheren Vergütungssätze sollen ein finanzieller Anreiz dafür sein, auch auf Gebäuden, in denen kaum oder gar kein Eigenverbrauch möglich ist, PV-Anlagen zu installieren und damit zur Energiewende beizutragen. Allerdings kann sich die Höhe der Vergütung aus politischen oder marktbedingten Gründen auch ändern.
Bei der Volleinspeisung benötigen Sie keine Speichersysteme, die zusätzliche Kosten verursachen, da der gesamte Strom direkt ins Netz geht. Von der Handhabung her ist die Volleinspeisung oft einfacher, da keine Anpassung des Eigenverbrauchs an die Stromproduktion notwendig ist. Andererseits profitieren Sie nicht direkt von den Einsparungen des selbst erzeugten Stroms und Ihre Stromrechnung bleibt zunächst unverändert (hoch). Es ist aber möglich, auf demselben Gebäude zwei PV-Anlagen zu installieren: eine für den Eigenverbrauch und eine zur Volleinspeisung.
Ist es sinnvoll, jetzt eine Photovoltaikanlage zu kaufen?
Experten sind sich einig: Auch wenn sich die Investition in eine Photovoltaik-Anlage erst in einigen Jahren auszahlt, ist es noch immer eine lohnenswerte Investition – vielleicht sogar heute sogar noch mehr als vor einigen Jahren. Und das hat mehrere Gründe:
1. Angesichts der anhaltend steigenden Energiepreise ist die Erzeugung des eigenen Stroms mit einer PV-Anlage eine effektive Möglichkeit, sich langfristig gegen weitere Preisanstiege abzusichern.2. Die Technologien, die hinter PV-Anlagen stecken, haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Dadurch haben die heutigen Anlagen höhere Wirkungsgrade, die zu deutlich niedrigeren Kosten pro installiertem Kilowattpeak (kWp) angeboten werden.3. Insgesamt sind die Preise für PV-Anlagen in den letzten Jahren gesunken, was die Anschaffung attraktiver macht, weil die Rendite steigt.4. Ein inzwischen möglicher höherer Eigenverbrauch verkürzt die Amortisationszeit.5. Private PV-Anlagen (und auch Batteriespeicher) sind seit 2024 von Steuern befreit.
Steuerbefreiungen für PV-Anlagen
Um den Betrieb von PV-Anlagen für Privatleute attraktiver zu machen, gelten seit 2024 verschiedene Steuerbefreiungen für privat betriebene PV-Anlagen. So sind sämtliche Komponenten (auch der Batteriespeicher) einer PV-Anlage inklusive Lieferung und Installation von der Mehrwertsteuer befreit – sofern die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: Die Anlage darf höchstens eine Leistung von 30 kWp erzielen und muss auf oder in unmittelbarer Nähe von einem Gebäudedach installiert werden. Hierbei darf es sich sowohl um Wohngebäude (oder Scheunen, Garagen oder Carports) als auch um öffentliche Gebäude handeln. Außerdem müssen Sie selbst die Anlage betreiben, das heißt, dass Sie der Rechnungsempfänger sind. Bei Photovoltaik-Anlagen, die diese Voraussetzungen erfüllen, entfällt die Umsatzsteuer auch auf den Eigenverbrauch.
Neben der Mehrwertsteuerbefreiung sind unter bestimmten Voraussetzungen auch die mit der PV-Anlage erzielten Einkünfte von der Einkommensteuer befreit. Das gilt für Anlagen, auf die eine der beiden folgenden Situationen zutrifft: Entweder befindet sich die Anlage auf oder an einem Einfamilienhaus (oder der zugehörigen Garage oder dem Carport) oder einer gewerblich genutzten Immobilie und hat eine Leistung von maximal 30 kWp. Oder sie befindet sich auf oder an einem Mehrfamilienhaus oder einer Immobilie mit mehreren Gewerbeeinheiten und erzielt eine Leistung von höchstens 15 kWp pro Gewerbe- oder Wohneinheit.
Alternative Photovoltaikanlage mieten?
Neben dem Kauf einer PV-Anlage besteht auch die Möglichkeit, eine Anlage zu mieten. Als Mieter zahlen Sie dann nur eine monatliche Gebühr, um die Anlage auf Ihrem Dach zu betreiben. Der Anbieter bleibt jedoch Eigentümer der Anlage. Diese Variante hat Vor- und Nachteile.
Ein Vorteil ist, dass Sie hier keine oder nur eine geringe Anfangsinvestition leisten müssen. Sie können sofort beginnen, den selbst erzeugten Strom zu nutzen und so von Beginn an sparen, ohne auf die Amortisation der Anlage warten zu müssen. Um Wartungs- und Reparaturarbeiten, die während der Nutzungszeit anfallen, müssen Sie sich nicht kümmern, diese liegen meist in der Verantwortung des Anbieters.
Allerdings haben Sie als Mieter gleichzeitig auch weniger Kontrolle über die PV-Anlage und sind an die Bedingungen des Mietvertrags gebunden. Je nachdem, wie diese aussehen, kann es sein, dass die Gesamtkosten (Miete) über die Laufzeit des Mietvertrags hinweg höher ausfallen als bei einem Kauf einer PV-Anlage. Denn direkte finanzielle Anreize wie Förderungen oder Steuervorteile kommen in der Regel nicht dem Mieter, sondern dem Eigentümer (also dem Anbieter) der Anlage zugute.
Fazit
Angesichts steigender Energiepreise und fortschrittlicher Technologen ist die Investition in eine Photovoltaikanlage attraktiver denn je. Eigenen Strom zu erzeugen, bietet nicht nur Möglichkeiten zur Kosteneinsparung, sondern auch die Unabhängigkeit von schwankenden Preisen und Verfügbarkeiten an den Energiemärkten. Die Anschaffungskosten für PV-Anlagen sind in den letzten Jahren gesunken, was zusammen mit staatlichen Förderungen und den jüngst sogar noch erweiterten steuerlichen Vergünstigungen die Investition noch reizvoller macht. Bei der Nutzung des selbst erzeugten Stroms haben Sie die Wahl zwischen Eigenverbrauch und Volleinspeisung in das öffentliche Stromnetz und können – je nach Bedarf – die Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu maximieren. Obwohl die Mietoption eine geringere finanzielle Belastung darstellt und sofortige Einsparungen ermöglicht, bietet der Kauf langfristige Vorteile und volle Kontrolle. In Anbetracht all dieser Aspekte ist der Kauf einer PV-Anlage nicht nur eine sinnvolle Entscheidung für die Umwelt, sondern auch für Ihren Geldbeutel.